Die Tage von Madredeus
Da trafen sich ein portugiesischer Akkordeonist, ein klassischer Chellist und ein Jazzpianist und beschlossen, etwas Neues zu machen. Aber was? Und als ihnen jemand von ihr erzählte, da war alles klar. Ah ja, sie. Natürlich, für ihre Stimme war alles geschaffen, für die Stimme von Maria Theresa Salgueiro. Und so setzten sie sich zusammen, Nächte um Nächte, komponierten und probten, neben den kleinen Engagements in den Bars von Lissabon. Als eine Lissaboner Radiostation die erste Probeeinspielung auf Sendung brachte, brachen ihre Telefonleitungen zusammen: Alle wollten wissen, wer das war.
Als Ort für das erste Konzert suchte man sich eine Kirche, denn dort passte ihre Musik am besten hin. Nicht die Trinidade, jenes gotische Monstrum unterhalb der Burg, sondern eine kleine musste es sein. Nicht in einem bedeutungsschwangeren alten Ort, sondern irgendwie ein wenig achtlos, ein wenig gleichgültig, aber doch nicht schäbig. Die Kirche Unserer Frau Muttergottes, östlich der Alfama am Tejo ist es geworden. Und als die Musiker merkten, dass sie einigemale mehr Leute vor der Türe lassen hätten müssen, als in der Kirche Platz war, gaben sie drei Konzerte, am 28., 29. und am 30. Juli 1987. Und nahmen eine CD auf. Und weil sie vergessen hatten, sich einen Namen zu geben, nannten die CD nach den Konzerten in der Kirche: Os dias da Madredeus, die Tage der Mutter Gottes. Der Name ist ihnen geblieben.
Hatte Wim Wenders mit der Lisbon Story einen Film mit Soundtrack gemacht, oder eher zur Musik noch schnell einen Film dazugedreht? Wenders erzählt, dass die Musik von Madredeus zuerst da war, und dass es ihm übrig blieb, einen portugiesischen Erfolgssturm zu einem europäischen zu machen.
